Work and travel in Australien - Farmwork

Halbzeit und ein Monat Farmarbeit in Australien

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Simple life?

Wie die Zeit vergeht. Heute genau vor einem halben Jahr startete ich meine Reise nach Australien. Mir kommt es noch nicht so lange vor. Jetzt befinde ich mich seit einem Monat auf der Farm in der Ostküste in New South Wales. Die Arbeit ist nach wie vor anstrengend, macht aber Spaß und bringt Dollar in die Kasse. Täglich arbeite ich zwischen 9 bis 12 Stunden und habe einen freien Tag in der Woche.

Mein Tag beginnt um viertl nach 5 Uhr früh mit Frühstücken. Anschließend helfe ich beim Melken einen Vater-Sohn Team, die seit 3 Uhr morgens die erste Schicht arbeiten. Um halb 8 geht es zusammen mit der Französin ans Kälbchen füttern. Ich denke es sind momentan so um die 160 Kälbchen. Momentan haben wir viele kranke und ein paar verletzte Kälbchen. Ein Kalb hat sich den Fuß aufgeschlagen und wir müssen es täglich spritzen und verpflegen. Die Wundreinigung der Tiere ist schon immer ziemlich nervig und ekelig. Einer muss die Tiere festhalten und einer die Wunde mit Desinfektionsmittel ausspülen usw. Ab 10 Uhr etwa fülle ich alle Getreidesäcke mit Kraftfutter voll und fahre sie dem Quat auf die weitverbreiteten Felder raus und füttere die Kühe. Die Felder sind rießengroße Hügellandschaften mit Wälder und Flüssen. Wunderschön Landschaften! Manchmal dauert es ewig, bis ich die Tiere gefunden und zur Futterstelle zusammengetrieben habe. Letzte Woche sind aus einem Feld alle Jungkühe über die Nacht entlaufen und ich hab sie allein zusammentreiben und über einen Fluss zurück zu ihrem Feld bringen müssen. So viel hab ich schon lange nicht mehr geflucht und geschrien. (natürlich auf englisch) Die Flucherei auf englisch hab ich mittlerweile beim Melken gelernt. Nach der Tierfütterung bring ich manchmal die auf den Feldern neugeborenen Kälber zurück in die Farm. Leider haben nur die weiblichen Kälbchen hier eine Zukunft…

Nach der 1-2 Stunden Mittagspause geht’s weiter in den Melkmaraton. Die gefährlichste Sache ist immer noch das Melken der Jungkühe. Dabei schlägt etwa jede zweite bis dritte aus. Letztens hat mich eine mit ihren Hinterbeinen zu Boden gekickt und am Arm und Brustkorb verletzt. Am dritten Tag war mir dann klar, dass nichts gebrochen ist und es nur angeschwollene Blutergüsse sind. Am nächsten Tag hat es dann meinen Kollegen erwischt. Wenn Abends die Jungkühe fertig sind, bin ich schon immer etwas erleichtert. Anschließend geht’s weiter an die Chaos-Kälberfütterung und Reinigung der Anlagen. Danach um etwa halb 8 Uhr gibt´s leckeres Abendessen, zusammensitzen im Haus und ab ins Bett.

Bisherige Highlights außerhalb der Farm waren 2 Pub Besuche, ein Pferde-Stierevent, Countryfrühstück und Barbeque. So richtig steppt der Bär nicht, muss aber zur Zeit auch nicht. Nach den kurzen Nächten in Perth tut mir die Zeit hier so richtig gut. Es gibt wieder regelmäßig gutes Essen, meine Wäsche wird gemacht, jeden Freitag gibt’s mittags Barbecue und die Leute sind auch ganz gut drauf. Der Slang ist hier aber auch nochmal etwas krasser. Den Farmer habe ich nur am ersten Tag meiner Ankunft gut verstanden, ab den zweiten Tag so gut wie überhaupt nicht mehr. Die anderen australischen Mitarbeiter meinten, sie verstehen ihn oft auch nicht. Das Schwierige ist auch, dass sie Slangwörter benutzen, die man als „Nichtaustralier“ sowieso nicht verstehen kann. Manchen Slang versuch ich mittlerweile auch mit in meinen Wortschatz aufzunehmen oder nehme sie manchmal damit auf die Schippe.

Heute war übrigens meine erste 3 Uhr Schicht. Ich bin um halb 3 aufgestanden, habe gefrühstückt und alles in der Farm zum Melken vorbereitet. Mein Arbeitskollege ist dann mal so eine halbe Stunde zu spät gekommen und hat´s ganz locker genommen. So sind sie halt, die Australier. Alles locker und irgendwie einfach.

Was mich in dem halben Jahr fasziniert, geschockt und überrascht hat, möchte ich hier einmal aufzählen:

  • Die Australier haben kein Umweltbewusstsein. Licht und der Fernseher läuft Tag und Nacht. Strom ist hier noch recht günstig. Solaranlagen gibt’s hier so gut wie nicht und das, obwohl hier immer die Sonne scheint. (Dies sind meine Eindrücke, muss nicht überall so sein)
  • Mülltrennung? Fehlanzeige. Überall wo ich in Perth arbeitete wurde alles in eine Tonne geworfen. Essensreste, Glas, Plastik, Papier, usw. – alles in eine Tonne! Als ich fragte, wieso sie das nicht sortieren und trennen, meinten sie, dass macht die Müllfabrik. Wie soll das nur funktionieren? Hier auf der Farm wird der Müll getrennt.
  • Werkzeug ist oft Mangelware. Wie oft hab ich schon nach einer Schaufel, großen Besen, Hubwagen, Sackkarre oder Ähnlichem gesucht. Gibt´s hier einfach nicht. Mit minimalen Einsatz muss man oft große Leistungen bringen.
  • Aborigines sind den ganzen Tag besoffen.
  • Als ich im Pup gearbeitet habe, trinken die meisten ihre Gläser bis zu einem Viertel nicht leer und bestellen den nächsten Drink. Soviel Bier wie ich an einem Tag weggeschüttet habe, war grausam! 🙂 Das gleiche galt für´s Essen. Bier und Essen ist hier recht teuer, aber im allgemeinen geht es den Australiern zu gut.
  • Das Leben ist hier recht teuer, was mich die ersten Wochen schockte. Aber dafür verdient man umso einiges besser als in Deutschland, was das Leben hier wiederum vereinfacht.
  • Meine Lieblingsessen zum Frühstück ist seit Australien – Toastbrot mit Peanutbutter mit Marmelade. Ach ja ein ungetosteter Toast ist in Australien ein Brot. Erst wenn er getostet ist ist er ein Tost.
  • Die Leute sind freundlicher und aufgeschlossener als in Europa. Manchmal ist es oberflächlich, aber oftmals auch relaxter und entspannter. Man wird nach nur wenigen Gesprächen zu Barbecue eingeladen oder jemand presst einem seine Lebensgeschichte ein.
  • Die englische Sprache verbindet viele Nationen hier auf den Reisen. Man lernt interessante Menschen und deren Geschichten kennen und schätzen.
  • Arbeitssuche kann manchmal schwierig und einfach sein. Was hier zählt sind Referenzen, was oder wo man vorher gearbeitete hat. Nach meinen ersten Versuchen in Café und Hotel war es recht einfach einen Pubjob zu bekommen. Mein Farmer jedoch hat bis heute noch keine Bewerbung von mir gesehen oder gefordert. Er hat mich auf meinen Gumtreeeintrag angeschrieben.
  • Was die meisten Australier über Deutschland wissen sind „Hitler, Oktoberfest und Berlin“
  • Es ist Winter und wir haben tagsüber 21 Grad..
  • Alle Erfahrungen und bisherigen Erlebnisse sind unbezahlbar. Jeder der diese Reise macht, gewinnt Eindrücke für´s Leben. Ich freue mich auf die nächste spannende Zeit!!!

 

Hier ist noch eine Reihe von australischem Slang für alle Reise-interessierten:

Howzat! – How´s that!
Ta – Thanks
Mate – Friend
Tinnie – A can of beer
Milko – Milkman
Brumby – A wild horse
Zack – Not wrong anything
Earbash – To talk nonstop
Chook – Chicken
Woopwoop – Away from civilization
Click – Kilometer
Barbie – Barbecue
Rack off – Get lost
Idiot box – Television
Cost big bikkies – Expensive
G´Day – Hello, How are you?
Back of Bourke – A long way away
Dilly bag – Food bag
It´s gone walkabout – It´s lost
Cactus – Not working
Ankle biter – Small Child
Cuppa – Cup of tea
Boozer – A pub
Give it a burl – Try it
Drum – Information
Smoko – Smoke break
Dinky di – Something good
Bull dust – Rubbish
Roo – Kangaroo
usw.

Wer soll sich da noch auskennen? 🙂

Bilder zur Farm findet ihr HIER

2 Gedanken zu „Halbzeit und ein Monat Farmarbeit in Australien“

  1. Hallo Andi,

    gratuliere zur Halbzeit! Hoffe es geht Dir gut und hast nicht nähere Erfahrungen mit Deinen Kühen gemacht … Janinas Tage sind mittlerweile auch gezählt … mir wird schon himmelbang … bei uns steht das Volksfest in den Startlöchern – beginnt am Samstag!
    viele liebe Grüße
    Angelika

    1. Hey Angelika,
      mir geht´s ganz gut. Naja, so manche nähere Erfahrung mit anderen Ungeziefer hab ich schon gemacht. Naja, die Fliegen schmecken hier auch nicht besser und um die Schlangen mach ich einen leichten Bogen!!! 🙂 Jetzt geht´s aber bei Euch mit dem großen Abschied und dem mega Abenteuer los!!! Freu mich wahnsinnig für Janina und finds klasse, dass sie nach Australien kommt!!! Kann mir schon vorstellen, dass dir ein bisschen himmelbang wurde, ganz besonders am letzten Tag. Aber mit der Zeit wird alles wieder lockerer. Vielleicht besuchst ja mal Janina für einen verlängerten Urlaub? 🙂
      vlg Andy

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